Manchen gilt Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed als der Obama Afrikas. Am Mittwoch spricht er in der Commerzbank-Arena in Frankfurt vor 20.000 Exilanten zum Friedensprozess im langjährigen Krisenstaat. Sechs Fragen und Antworten.
Warum kommt der äthiopische Premierminister nach Frankfurt?
Weil Frankfurt im Herzen von Europa liegt. Nach Auskunft des hiesigen Generalkonsuls von Äthiopien, Mehreteab (traditionell tragen Äthiopier nur einen einzigen persönlichen Namen), wählte Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed Frankfurt wegen seiner zentralen Lage und seiner guten Verkehrsanbindung aus. So sei es für die zur Kundgebung erwarteten rund 20.000 Menschen leichter, per Bahn, Bus oder Flugzeug anzureisen. Das sei ungefähr ein Zehntel aller in Europa lebenden Äthiopier.
In Deutschland leben laut Mehreteab viele Exil-Äthiopier im Südwesten. Dazu hätten sich aus ganz Europa Besucher angekündigt, selbst aus Großbritannien, der Türkei und Russland. Auch Exil-Eritreer seien willkommen, sagte Mehreteab zu hessenschau.de, schließlich gehe es auch um den Friedensschluss mit dem Nachbarland, das sich einst von Äthiopien abspaltete.
Wer ist eigentlich Abiy Ahmed?
Der äthiopische Regierungschef trat sein Amt vor einem halben Jahr an. Seitdem sandte er einige Signale, die auf eine Besserung der Lage in dem von einem jahrzehntelangen Krieg gegen das Nachbarland Eritrea zerrütteten und von Dürrekatastrophen ausgelaugten ostafrikanischen Staat hoffen lassen: Er entließ tausende politische Gefangene, schloss Frieden mit Eritrea und kündigte für 2020 freie und faire Wahlen in dem bisherigen Einparteienstaat an. Außerdem besetzte er sein Kabinett zur Hälfte mit Frauen.
Abiy Ahmed ist 42 Jahre alt und stellt seine Frankfurter Kundgebung am Mittwoch unter das Motto “Haltet zusammen, baut die Zukunft auf”. Der Großneffe des letzten und entthronten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, der in Frankfurt lebende Unternehmensberater und Buchautor Asfa-Wossen Asserate, nannte den Premier im Gespräch mit dem hr “das Beste, was Äthiopien passieren kann”.
Worüber wird er sprechen?
Folgt man Generalkonsul Mehreteab, will Abiy Ahmed in der Commerzbank-Arena seinen Landsleuten seine Reformpläne für ihr Land darlegen und sie bitten, am Friedensprozess und an den Veränderung mitzuwirken: indem sie mit Geldüberweisungen den Wiederaufbau Äthiopiens unterstützen; oder indem sie in ihr Heimatland zurückkehren und dort ihre in der Diaspora erlernten Kenntnisse einbringen. “Der Premier wird sie einladen: Kommt zurück!”, sagte Mehreteab.
Reist der Premierminister eigens für die Rede nach Deutschland?
Nein. Abiy Ahmed kommt auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Staatsbesuch nach Deutschland (29. bis 31. Oktober). Nach dessen Abschluss fährt er weiter nach Frankfurt, wo er ab 13.30 Uhr zu den Exil-Äthiopiern sprechen will. Beginnen wird das Treffen in der Commerzbank-Arena schon um 10 Uhr als eine Art Festival mit Essensständen, Musik und Tanz, wie Generalkonsul Mehreteab sagte. Anwesend sein wird unter anderem Bürgermeister Uwe Becker (CDU) als Vertreter der Stadt Frankfurt. Am folgenden Tag, 1. November, will sich Abiy Ahmed morgens ins Goldene Buch der Stadt eintragen und dabei Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) treffen. Dann fliegt er ab Frankfurt ab.
Gab es eine solche Kundgebung schon einmal?
Nein. Im Juli sprach Abiy Ahmed bereits in gleicher Mission in Washington, Los Angeles und Minnesota zu vielen Landsleuten. Die Veranstaltung in Frankfurt wird “das erste und größte Treffen von Äthiopiern in Europa” sein, zeigt man sich im Generalkonsulat begeistert.
Was bekommt man in der Stadt von der Versammlung mit?
Vermutlich nicht allzu viel. Die Polizei begleitet den Premier und seine Entourage mit einem Sicherhheitskonvoi, wird aber keine Straßen absperren. Wie viele der Besucher nach Abiy Ahmeds Rede Frankfurt gleich wieder verlassen und wie viele noch in der Stadt übernachten, ist unklar, da alle individuell an- und abreisen.
Quelle: Hessenschau