Gleich in seinem ersten Amtsjahr ließ Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed Dissidenten frei, feuerte korrupte Beamte und besiegelte eine historische Versöhnung. Dafür erhält er nun den Hessischen Friedenspreis.
Der Hessische Friedenspreis 2019 geht an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed. Das hat das Kuratorium am Dienstag in Wiesbaden mitgeteilt. Es würdigt damit, was der 43-Jährige in der kurzen Zeit seit seinem Amtsantritt im April 2018 bewegt hat.
Zum Hoffnungsträger ist Abiy vor allem durch den Abschluss eines Friedensvertrags mit dem Nachbarland Eritrea geworden. Der neue Regierungschef erkannte überraschend den durch einen internationalen Schiedsspruch festgelegten Grenzverlauf an. 20 Jahre lang hatten sich die beiden Staaten im Krieg befunden.
Freie Wahlen und neue Bäume
Innenpolitisch stieß Abiy in dem von ethnischen Konflikten zerrissenen Vielvölkerstaat mit seinen 105 Millionen Einwohnern politische und wirtschaftliche Reformen an. Inhaftierte Mitglieder der Opposition ließ er frei, Beamte wegen Korruption und Menschenrechtsverletzungen verhaften.
Für Mai 2020 hat Abiy freie Wahlen angesetzt. In diesem Jahr machte seine Mitmachaktion Schlagzeilen, bei der die Bewohner im ganzen Land vier Milliarden Bäume pflanzen sollen. Äthiopien leidet unter Bodenerosion und Extremwetterlagen mit Dürren und Überschwemmungen. Das ostafrikanische Land zählt zu den ärmsten der Welt.
Del Ponte, Dalai Lama, Fincanci
Die Entscheidung, den Äthiopier auszuzeichnen, gaben am Dienstag die Kuratoriumsmitglieder Karl Starzacher (Vorsitzender), Boris Rhein (Landtagspräsident, CDU) und Nicole Deitelhoff (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung) bekannt. Die Verleihung findet am 23. September im Landtag statt.
Der Hessische Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1994 jährlich an Persönlichkeiten vergeben, die sich um den Frieden und die Völkerverständigung verdient gemacht haben. Das Geld stammt aus einer Stiftung des früheren Ministerpräsidenten Albert Osswald (SPD).Weitere Informationen
HESSISCHER FRIEDENSPREIS
Im vergangenen Jahr zeichnete die Stiftung die Ärztin Sebnem Korur Fincanci aus, für ihren Kampf gegen Folter und andere Menschenrechtsverletzungen in der Türkei. Wenige Wochen nach der Verleihung wurde Fincanci wegen angeblicher Terrorpropaganda in Istanbul zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Zu den früheren Preisträgern zählen auch der Dalai Lama, der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim und die UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte.